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Der lange Weg zur Rolle. Eine Ermutigung.

Der lange Weg zur Rolle. Eine Ermutigung. Ein Blogbeitrag für alle, die sich mit der Rolle schwer tun.
| Autorin: Lena Grüb, S2S Pro-Team

Dass man beim Paddeln kentert, kommt vor. Bei manchen Menschen öfter, bei manchen weniger häufig. Schon als Kind wollt ich unter keinen Umständen einen nassen Kopf bekommen – und das hat sich bis heute nicht geändert 😉. Früher versuchten meine Eltern, die Flüsse entsprechend meines Könnens auszusuchen. Das ist ihnen auch richtig gut gelungen.

Als sie mir dann die Einschätzung, was ich paddeln kann, langsam selber übertragen haben, fing ich an, Stellen zu umheben, die sie mir eigentlich zugetraut hätten. Vor allem war meine kleine Schwester Anne mutiger und ich bewunderte sie, dass sie sich dort paddeln traute.

Auch wenn es mich natürlich bisschen wurmte, dass meine kleine Schwester viele Stellen und Flüsse vor mir befuhr (😘), machte mir das Paddeln schon damals sehr viel Spaß.
Was meine kleine Schwester auch vor mir beherrschte, war die Eskimorolle. Eigentlich lernten wir die Rolle mehr oder weniger gleichzeitig im Winter im Schwimmbad. Sie kenterte zum ersten Mal kurz drauf an Ostern und rollte ohne Probleme hoch. Bei mir sollte es noch weitere fünf Jahre bis zu meiner ersten Rolle im Wildwasser dauern. Das war im Grunde kein Problem, weil ich (obwohl ich viel am Paddeln war) immer nur einmal im Jahr kenterte.

ca. 2001 auf der Isar
2004 auf der Soča

Ohne umzufallen bin ich damals die untere Ötztaler Ache, die Teufelsschlucht in Lofer oder die Brandenberger Ache inklusive Kaiserklamm gepaddelt. Im Nicht-Umfallen war ich damals brutal gut! Natürlich hab ich mir damals vorgenommen zu rollen, sollte es nötig sein. Und natürlich hat mich das nicht-rollen immer mit einer gewissen Unsicherheit im Hinterkopf zurück gelassen.

“Im Nicht-Umfallen war ich damals brutal gut!”

Dann, fünf Jahre, fünf Schwimmer und tausende gepaddelt er Kilometer später wars soweit: meine erste Rolle im Wildwasser! Ich erinnere mich, dass ich oben im Kehrwasser noch mit einem Freund drüber gesprochen hatte, dass ich endlich die Rolle schaffen will. Raus aus dem Kehrwasser und schwups, hat die Venter Ache mich umgeschubst. Zack! Hochgerollt und strahlend ins Kehrwasser gefahren, wo ich euphorisch von meiner ersten Rolle erzählte. Der gute Freund, der damals dort saß, fragte:

Er: “Heute zum ersten Mal gerollt?”
Ich: “Nein!”
Er: “Dieses Wochenende?”
Ich: “Nein!!”
Er: “Dieses Jahr??”
Ich: “Neeeein, in meinem Leben!!”

Da hat er mich ungläubig angeschaut. Das war ihm nie aufgefallen, obwohl wir gemeinsam auf der Ötztaler Ache, Brandy und Co. unterwegs gewesen waren.

Chile, 2019

In kritischen Situationen und wenn es wirklich drauf ankam hab ich seit diesem Moment gerollt. Wenn ich mal geschwommen bin, dann meistens direkt ins Kehrwasser oder wenn die Stelle quasi vorbei war. Komisch, oder?! Wenn ich überlege wo ich schon überall paddeln war, bin ich ziemlich stolz drauf, dass ich noch nie einen blöden Schwimmer hatte. Ich war aber auch schon immer eher vorsichtig unterwegs.

Ich hab gemerkt, dass ich die Rolle ganz arg wollen und an mein Können glauben muss.

Dass der Knoten mit meiner Rolle geplatzt wäre, kann ich – wenn überhaupt – erst über 10 Jahre nach meiner ersten Rolle im Wildwasser sagen. Seit ich 2021 am Zambezi war, klappt die Rolle deutlich besser und ich hab gemerkt, dass ich sie ganz arg wollen muss und an mein Können glauben muss. Dann stehen die Chancen zumindest viel besser. 😉 Außerdem war ich im Wuchtwasser zum Üben gezwungen – das hat mir wohl gut getan. Dass Üben geholfen hätte, war mir immer klar, aber ich wollte eben keinen nassen Kopf bekommen. Im Schwimmbad oder wenn ich absichtlich gerollt habe, konnte ich auch mittlerweile schon seit über 15 Jahren super rollen.
2022 war daraufhin das erste Jahr in dem ich nie geschwommen bin. Das ist mir in den 23 Paddeljahren davor nie gelungen.

Zambezi, 2021

Also, falls ihr auch zu denjenigen gehört, die nicht sofort alles umsetzen können: lasst euch nicht entmutigen, geht euren Weg und habt Spaß beim Paddeln! Das Nicht-Rollen hat in meinem Fall zu einem sehr sicheren nicht-umkippen-Paddelstil geführt, was ja eindeutig sehr positiv ist. Ich hab es ja auch auf beeindruckende Flüsse in vielen Teilen der Welt geschafft.

PS: Aktuell übe ich seit laaaanger Zeit das Unterschneiden. Mal schauen wie lang ich diesmal brauche, bis ich’s wirklich kann 😅 Denn dass ich es irgendwann hinbekomme, da bin ich mir sicher. Wie bei der Rolle hilft auch hier nur üben, üben, üben, gute Tipps einholen und vor allem: nicht entmutigen lassen!

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